Ein frühzeitiges Erkennen der Hochbegabung bei Mädchen, bevor sie sich „überanpassen“, wirkt präventiv und erlaubt, sie in ihrer intellektuellen und affektiven Entwicklung besser zu begleiten. Die Wahrscheinlichkeit, hochbegabte Mädchen zu identifizieren, ist schwach (30% der „offiziell“ anerkannten Hochbegabten sind Mädchen, 70% sind Jungen), und die im schulischen und familiären Umfeld angewandten Kriterien zur Identifikation von Hochbegabung sind heute noch mehrheitlich an den Jungen orientiert.

Im ersten Teil des Buches erarbeite ich die theoretischen Kenntnisse der Hochbegabung und die Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen. Die internen Faktoren (Persönlichkeit, Selbstvertrauen, Motivation, Attribution, Angst vor Erfolg oder Misserfolg) und externen Faktoren (Familie, Schule, Gleichaltrige), werden ebenfalls beleuchtet, da sie entscheidend sind für eine harmonische Entwicklung der hochbegabten Mädchen.
Ein Kapitel widme ich ebenfalls den Frauen und dem Einfluss starker weiblicher Rollenvorbilder auf die Entwicklung hochbegabter Mädchen. Ich beschreibe die Schwierigkeiten hochbegabter Frauen, Karriere und Mutterschaft zu verbinden. Oft müssen sie sowohl auf die Bedürfnisse ihrer hochbegabten Kinder eingehen, als auch auf ihre eigenen, und zusätzlich ihre eigenen schmerzhaften Erinnerungen ihrer Kindheit verarbeiten.
Im zweiten Teil finden sich praktische Vorschläge und Fragebogen für Eltern und Lehrer, die es ihnen ermöglichen, Mädchen mit aussergewöhnlichen intellektuellen Begabungen früher zu erkennen und zu begleiten. Je älter Mädchen sind, desto schwieriger wird es, ihre hohen Begabungen zu erkennen, da sie oft ihr Potenzial verleugnen, um von Gleichaltrigen sozial akzeptiert zu werden. Diese Anerkennung wird es den Mädchen erlauben, sich ihrer ausserordentlichen Kapazitäten bewusst zu werden und die gezielte Förderung und Unterstützung durch Familie und Schule besser zu nutzen. Somit werden sie ihr Potenzial besser entfalten und ausleben können.